Gegen IWF und Weltbank!Das Wichtigste zu Prag im September 2000Einige Worte vorneweg: Im folgenden werden vierzehn wissenswerte Dinge kurz umrissen. Auf der Webseite von INPEG (http://inpeg.ecn.cz) sind weitere und ausführlichere Infos zu finden. Da nicht jedeR Englisch kann bzw. Internet-Zugang hat, wäre es toll, wenn Menschen mit Englischkenntnissen und Internet-Zugang die Informationen anderen zur Verfügung stellen würden. Was ist INPEG?INPEG (tschechische Abkürzung für "Initiative gegen ökonomische Globalisierung") ist ein Netzwerk von verschiedenen kleinen Jugend-, Umwelt-, anarchistischen und sozialistischen Gruppen in Prag. INPEG organisiert mit der Unterstützung von Gruppen und Einzelpersonen aus zehn weiteren europäischen Ländern das Aktionscamp ab dem 14. September, den Gegengipfel vom 22.-24. September, das Art of Resistance-Festival vom 22.-24. September und den Globalen Aktionstag am 26. September. Neben INPEG gibt es in Prag ein Bündnis der kommunistischen Partei mit Organisationen und Gewerkschaften, die der kommunistischen Partei nahe stehen, die zu einer Demonstration am 23. September aufrufen. Aufgrund der Geschichte der kommunistischen Partei in der Tschechischen Republik lehnt INPEG jeden Kontakt mit diesem Bündnis ab. Des weiteren gibt es ein Bündnis von Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die ein "Public Forum" mit verschiedenen Intellektuellen vom 25.-27. September in Prag organisieren. Zwischen dem NGO-Bündnis und INPEG gibt es Kontakte. Eine anarchistische Gruppe, die nicht Teil von INPEG ist, ruft zu einem schwarzen Block innerhalb der INPEG-Demo am 26. September auf. Diese anarchistische Gruppe lehnt den Kontakt mit INPEG ab. Karawane NixDa2000 ab dem 10. SeptemberAm 10. September startet die Fahrradkarawane NixDa2000 von Hannover nach
Prag. Als Auftakt findet am 9. September ein Aktionstag in Hannover statt,
bei dem die EXPO 2000 in Hannover und die Tagung von IWF und Weltbank- in
Prag thematisiert werden. Auf dem Weg nach Prag wird die Karawane in den
Orten, die sie durchfährt, bunt und vielfältig auf das Thema IWF/Weltbank
aufmerksam machen. Am 21. September kommt die Karawane voraussichtlich in
Prag an. Aktionscamp ab dem 14. SeptemberAb dem 14. September findet in Prag ein Aktionscamp statt. Im Rahmen des
Camps werden Direct Action Trainings, rechtliche und ärztliche Trainings
angeboten. Das Camp bietet Möglichkeiten zur Bildung von Affinitiy Groups/
Bezugsgruppen und Clusters/ Zusammenhänge. (Zur Struktur von Affinity
Groups und Clusters siehe unten). Aktionswoche vom 21.-28. SeptemberAm 21. September beginnt die Aktionswoche mit dem internationalen autofreien Tag. Am Wochenende (22.-24.9.) finden der Gegengipfel und das Art of Resistance-Festival statt (s.u.), des weiteren wird es an allen Tagen bis zum 25.9. Direct Action Trainings, rechtliche und medizinische Trainings geben. Am 26.9., dem ersten Tag der Konferenz von IWF und Weltbank, ist Globaler Aktionstag (s.u.); am 27. und 28.9. werden die Proteste gegebenenfalls weitergeführt. Gegengipfel 22.-24. SeptemberVom 22.-24. September findet der von INPEG organisierte Gegengipfel
statt. Menschen aus über zwanzig Ländern sind eingeladen - nicht nur
Intellektuelle, sondern auch VertreterInnen von Basisbewegungen aus dem
Süden, die von ihren Erfahrungen berichten. Die Vorträge,
Podiumsdiskussionen, Arbeitsgruppen und Diskussionsrunden finden an
verschiedenen Orten in Prag in den Sprachen Englisch, Spanisch und
Tschechisch statt. Art of Resistance Festival 22.-24. SeptemberVom 22.-24. September findet des weiteren das Art of Resistance (Kultur
des Widerstandes) Festival statt - die Kunst des Widerstands. Zahlreiche
KünstlerInnen aus verschiedenen Ländern haben bereits zugesagt und es wird
Konzerte, Theater, Tanz, Akrobatik und vieles mehr geben. Neben
traditionellen Aufführungen wird es vielfältige, bunte, spontane und
geplante Straßenaufführungen und Aktionen geben - und alle sind
aufgefordert, daran mitzuwirken! Das Art of Resistance Festival und der
Gegengipfel enden am 24. September mit einer angemeldeten und genehmigten
Demo durch die Innenstadt Prags. Globaler Aktionstag am 26. SeptemberAm 26. September, dem Globalen Aktionstag, werden in Prag und weltweit Aktionen gegen IWF und Weltbank stattfinden. Gruppen aus zweiunddreißig Ländern, von Argentinien bis Zimbabwe, unterstützen den Globalen Aktionstag. In Prag selbst wird es morgens bunte und vielfältige Aktionen von autonom agierenden Gruppen geben. Nachmittags wird es einen Treffpunkt geben, von dem aus alle ProtestiererInnen gemeinsam losziehen, um ihre Einheit und Stärke, aber auch ihre Diversität zu zeigen - bunt, laut, spaßig, rhythmisch, vielfältig. Von der gemeinsamen Demo aus werden sich nach kurzer Zeit mehrere Clusters abspalten. Das Ziel der Demo und der Clusters ist das Umzingeln des Kongreßzentrums und das Unterbrechen des Treffens von IWF und Weltbank. Die Struktur der Affinity Groups und ClustersDie Proteste in Prag sollen von der Selbstorganisation und der Selbstbestimmung der Menschen, die dort protestieren, geprägt sein. Das heißt, dass nicht einige wenige alles, was passieren wird, vorbestimmen, sondern dass INPEG einen Rahmen gibt, in dem Menschen und Gruppen frei und selbstbestimmt agieren können. Darum wird es im Vorfeld des Globaler Aktionstags die Gelegenheit geben, daß Menschen sich zu Affinity Groups (Bezugsgruppen von ca. 10 bis 15 Menschen) und diese Affinity Groups sich zu Clusters zusammenschließen (Zusammenschlüsse von ca. 10 bis 100 Bezugsgruppen). Innerhalb der Affinity Groups und Clusters wird im Konsens beschlossen, wie sich die Affinity Groups und Clusters am 26. September verhalten, was sie vorhaben und wie sie dieses Vorhaben erreichen wollen. Um an diesem Prozeß der Selbstbestimmung und Selbstorganisation teilnehmen zu können, ist es wichtig, bereits vor dem 26. September nach Prag zu kommen - am Wochenende davor oder noch früher. Direct Action TrainingIm Rahmen des Aktionscamps ab dem 14. September bis einschließlich zum
25. September werden Direct Action Trainings angeboten werden. Im Direct
Action Training wird in Rollenspielen das Verhalten in verschiedenen
Situationen, die am 26. September auftreten können, eingeübt. Wichtig ist
dabei das Einüben von Ruhe-Bewahren (bekämpfen von Panik), Zusammenhalt
der Gruppe und Schutz von Einzelnen. Die Direct Action Trainings bieten
Gelegenheiten, sich zu Affinitiy Groups zusammenzuschließen und Wege zur
Konsensentscheidung kennenzulernen. Rechtliches TrainingEbenso wird es im Rahmen des Aktionscamps rechtliche Trainings geben mit
Informationen zu den Rechten von Protestierenden in der Tschechischen
Republik und Hinweise für diejenigen, die den zivilen Ungehorsam im
Gefängnis fortführen möchten ("Jail Solidarity"). Ein kurzer Überblick (ohne Gewähr): An der Grenze kann die Polizei von euch verlangen, einen gültigen Personalausweis oder Reisepaß (noch mindestens 90 Tage gültig), eine Auslandskrankenversicherung und eine ausreichende Geldmenge für euren geplanten Aufenthalt (etwa 60 DM pro Tag) vorzuweisen. Trotzdem hat die Polizei das Recht, euch an der Grenze ohne Angaben von Gründen abzuweisen. Solltet ihr verhaftet werden, habt ihr das Recht, in eurer Sprache angesprochen zu werden, das Recht auf eineN AnwältIn eurer Wahl, das Recht, jemanden anzurufen, das Recht zu schweigen und nichts zu unterzeichnen, das Recht auf eine Mahlzeit alle sechs Stunden (vegetarisches oder veganes Essen kann verlangt werden, wird die tschechische Polizei aber voraussichtlich überfordern). Die Polizei kann euch längstens 72 Stunden im Gefängnis festhalten ohne daß ein Gerichtsverfahren gegen euch angestrengt wird - sollte der/die RichterIn nach 72 Stunden entscheiden, gegen euch ein Gerichtsverfahren anzustrengen, könnt ihr wegen Fluchtgefahr, der Gefahr der ZeugInnenbeeinflussung und/oder der Gefahr, das Verbrechen erneut zu begehen, bis zum Gerichtsverfahren im Gefängnis festgehalten werden. In der Tschechischen Republik seid ihr verpflichtet, einen Ausweis mit euch zu führen - solltet ihr Jail Solidarity (ziviler Ungehorsam im Gefängnis) planen, ist es sinnvoll, wenn ihr alle eure Ausweise einer Person eurer Bezugsgruppe anvertraut, die über Handy erreichbar ist, falls ihr euren Ausweis braucht. Wenn ihr keinen Ausweis mit euch führt, werdet ihr auf jeden Fall ED-behandelt (Foto + Fingerabdrücke) und die Polizei wird versuchen, euch zu identifizieren - falls ihr das nach 24 Stunden noch nicht gelungen ist, muß sie euch freilassen. Die Weigerung, zu gehen, wenn die Polizei euch entläßt, und die Weigerung, mit der Polizei zu kooperieren (kein Ausweis, nicht sprechen, sich nicht zu Verhören abführen lassen, etc.) ist in der Tschechischen Republik weniger bekannt und diese Form des zivilen Ungehorsams wird die Polizei voraussichtlich sehr verwirren. Nähere Infos: legalcz@yahoo.com und auf http://www.oph.cz (independent legal observers, unabhängige DemobeobachterInnen). Medizinisches TrainingNeben dem Direct Action und dem rechtlichen Training wird es auch ein medizinisches Training im Vorfeld des 26. September geben. Hierbei gibt es Tips im Umgang mit Tränengas, Pfefferspray und Gummikugeln, Erste-Hilfe-Training und mehr. Ein kurzer Überblick (ebenfalls ohne Gewähr): Menschen, die regelmäßig Medikamente brauchen, sollten diese bei sich tragen und des weiteren ein Dokument des/der behandelnden Arztes/Ärztin mit der Diagnose, dem genauen Namen des Medikaments/der Medikamente, der Dosierung und der Anmerkung, daß kein anderes Medikament verwendbar ist - dieses Dokument kann im Gefängnis der Polizei vorgezeigt werden. Menschen mit Asthma oder anderen Atembeschwerden, schwangere Frauen, Kinder und Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist, sollten sich bei einem Einsatz von Tränengas und/oder Pfefferspray sofort zurückziehen. Wenn möglich bitte keine Kontaktlinsen tragen! Bei einem Einsatz von Tränengas und Pfefferspray helfen Gasmasken oder
Tücher.
An dem Tag der Aktion keine fettende Seife, keine Creme, keine Sonnenmilch
oder ähnliches auf die Haut auftragen, da die Chemikalien in Tränengas und
Pfefferspray damit reagieren.
Falls möglich (?!) ein zweites Paar Brillengläser mitführen für den Fall,
dass Gummikugeln das erste Paar beschädigen. Independent Media Center und andere MedienarbeitDer Independent Media Center (IMC, unabhängiges Medienzentrum) ist eine
Sammelstelle für Protestierende, die die Berichterstattung über ihre
Bewegungen und ihre Proteste nicht den Mainstream-Medien überlassen
wollen. Im Independent Media Center bietet sich die Möglichkeit, selbst
Artikel zu verfassen, Bild und Ton zu verarbeiten, Dokumentationen
zusammenzustellen, etc. UnterkunftWer das kommerzielle Angebot im Strahov Stadion (Kosten: 75 DM) nicht
nutzen möchte, kann sich entweder selbst um Übernachtungsmöglichkeiten
kümmern oder kann sich an INPEG wenden, die gerade private Plätze zum
Campen anmieten. Bei den von INPEG gemieteten Plätzen muß mit einem
Unkostenbeitrag von 10 DM pro Nacht gerechnet werden. Bitte meldet euch
schnell bei INPEG, damit sie wissen, wie viele Menschen
Übernachtungsplätze brauchen. Was wir dringend brauchen:
bitte Spenden an: |
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